Deutsche Manager in der Media- und IT-Branche
Netflix kommt nach Deutschland, Maxdome schläft weiter.
Der zum ProSiebenSat1-Konzern gehörende VoD-Dienst Maxdome, der neben einem Flatrate-Paket auch Filme zum Einzelabruf anbietet, sieht den Deutschlandstart von Netflix nach eigenen Angaben gelassen.
Siehe Heise-Artikel vom 11.06.2014. Und das sagt Maxdome-Chef Andreas Heyden, während Vivendi darüber nachdenkt, Watchever zu verkaufen, weil man sich im Wettbewerb mit Netflix keine Chancen ausrechnet. Wer die Dienste kennt, weiß eigentlich jetzt schon, wie beknackt diese Aussage ist.
Anhaltspunkte dafür finden sich aber auch in der jüngeren Vergangenheit. ZDNet schrieb am 08.02.2008 über den Eintritt von Facebook in den deutschen Markt:
In Anbetracht der guten Zahlen sieht Studi-VZ dem angekündigten Facebook-Start in Deutschland relativ gelassen entgegen. “Wir haben festgestellt: Wer sich einmal für uns entschieden hat, bleibt uns in der Regel auch treu”, erläutert Hensen.
Das war Studi-VZ-Sprecher Dirk Hensen, der heute bei Twitter arbeitet. Die VZ-Netzwerke hatten einst 16 Millionen Mitglieder und sind heute praktisch tot.
Interessant ist auch die damalige Ankündigung von LinkedIn, Xing in Deutschland Konkurrenz machen zu wollen. In einem am 13.04.2007 veröffentlichten Interview des Manager Magazins mit Xing-Gründer Lars Hinrichs liest man folgendes:
mm.de: Wie bereiten Sie sich auf den Markteintritt von LinkedIn in Deutschland vor?
Hinrichs: LinkedIn kündigt schon seit über zwei Jahren an, nach Deutschland kommen zu wollen. Bis heute ist nichts passiert. Deshalb erkennen wir auch keine Notwendigkeit, uns vorzubereiten.
LinkedIn hat heute 300 Millionen Mitglieder und im ersten Quartal 2014 einen Erlös von 473 Millionen Dollar erwirtschaftet. Xing hat 14 Millionen Mitglieder und im ersten Quartal einen Erlös von 22,8 Millionen Euro (30,9 Millionen Dollar) erwirtschaftet. Xing ist zwar nicht tot, sondern ein gesundes mittelständisches Unternehmen (siehe Geschäftsbericht 2013) mit – für sich betrachtet – solidem Wachstum. Xing hat jedoch, wie viele andere deutsche IT- und Medienunternehmen auch, eine große Chance verspielt. LinkedIn ist hoffnungslos davon gezogen.
Die Liste ließe sich lustig fortsetzen. MyVideo wurde ein gutes Jahr nach YouTube gegründet, Lokalisten ein gutes Jahr nach Facebook. Damit lief man zwar von Beginn an nur hinterher, allerdings wurden beide Plattformen konsequent nicht weiterentwickelt, eigene Innovationen gab es keine.
Ich habe den Eindruck, dass Manager und Chefs deutscher Webunternehmen nichts taugen. Ich hoffe die aktuelle bzw. kommende junge Generation von Gründern, Managern, Entwicklern und Web-Denkern wird das ändern. Das Münchner Startup Stylight, eine Shopping-Plattform für Mode, könnte hier ein positives Gegenbeispiel aus der jüngeren Zeit abgeben, hat es doch frühzeitig auf eine internationale Expansion gesetzt.
Maxdome wird wenigstens keiner vermissen. Ein Huckepack-Produkt ohne eigene Strahlkraft, keiner leckt sich die Finger danach.
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